Karfreitag: Meine Anmerkungen zum „Tanzverbot“

In zwei Tagen ist wieder Karfreitag. Der Tag, an dem an die Kreuzung und den Tod von Jesus erinnert wird. Dieser Tag ist für Christen ein ganz besonderer Tag.

Wie der Blog Theopop anmerkt, kommt es gerade an diesem Tag immer wieder zu Debatten über sogenannte „stille Feiertage“, an denen in einigen Bundesländern besondere Einschränkungen gelten, z. B. das sogenannte Tanzverbot am Karfreitag.

Die Ausführungen dazu sind durchaus interessant. Mit dem Fazit aber habe ich ein Problem:

„Ich hänge nicht an einem gesetzlich geregelten ‚Tanzverbot‘. Ich halte es aber für eine gute Möglichkeit, die besondere (sei es nur die historische bzw. kulturelle) Bedeutung bestimmter Zeiten und Feiertage zu verdeutlichen und auch Abstufungen zum ‚normalen Sonntag‘ zu schaffen. Und ich finde es ein vertretbares ‚Übel’, Menschen durch ein entsprechendes Gesetz auf den Umstand hinzuweisen, dass nicht jeder Tag dem anderen gleicht.“

Quelle: „Hilfe, mir wird der Spaß untersagt!“ Anmerkungen zum „Tanzverbot“, 15.04.2014, theopop.de

Zu so einem Schluss kann nur kommen, wer denkt, dass dieser Umstand, nämlich dass es besondere Tage gibt, für alle Menschen einer Gesellschaft, unserer Gesellschaft, gelten muss.

Ich bin aber kein Christ. Für mich hat dieser Tag keine besondere Bedeutung, zumal ich an diesem Tag in diesem Jahr sogar arbeiten werde. Wenn dieser Feiertag für mich nun keine Bedeutung besitzt, muss ich deswegen Gesetze gutheißen, die alle Menschen eines (Bundes)Landes betreffen, aber eigentlich nur für eine bestimmte Gruppe von Menschen bedeutsam sind, für alle anderen aber nicht? Meine Gefühle dabei können auch Christen nachvollziehen, wenn sie sich mal fragen, ob Deutschland nicht auch einen staatlich verordneten muslimischen Feiertag einführen soll. Wäre ein religiöser Feiertag mehr für alle Menschen in Deutschland nicht schön?

Wenn Christen innehalten wollen, dann sollen sie es tun.
Nur, warum will der Staat mich „zwingen“, dies ebenfalls zu tun?
Würden wir in einem christlichen Gottesstaat leben, würde ich derartige Gesetze ja verstehen. Das tun wir aber nicht (oder habe ich in den letzten Jahren etwas verpasst?!).

Ist es dann nicht opportunistisch, als Nicht-Christ all diese christlichen Feiertage mitzunehmen?
Ja. Natürlich.

Daher wäre es doch nur folgerichtig und gerechter, alle religiösen Feiertage abzuschaffen und dafür den gesetzlichen Urlaubsanspruch um eine angemessene Zahl an Urlaubstagen zu erweitern, so dass religiöse Menschen sich für ihre Feiertage einen Urlaubstag nehmen können, ohne dass ihr sonst gewohnter Urlaub darunter leiden muss.
Und ich als Nicht-Christ kann dann endlich ohne schlechtes Gewissen „meine“ Feiertage feiern, wenn und wann ich es für richtig halte.

Niemand sollte einem anderen Menschen seine Religion aufzwingen. Ein „Tanzverbot“ an christlichen Feiertagen für alle Menschen, ob Christen oder nicht, tut dies aber.

Anders verhält es sich meiner Meinung nach mit Feiertagen wie dem Tag der Deutschen Einheit. Dieser Tag betrifft alle Deutschen als Teil ihrer Geschichte, unabhängig von Religion, Wohnort, Geschlecht oder Alter. Die deutsche Einheit ist für mich Teil der deutschen Identität.
Religion hat zwar auch eine Historie (in Deutschland). Ist sie aber deswegen auch Teil der deutschen Identität? Für diesen Deutschen hier nicht.

P.S. Ich frage mich gerade, ob gesetzlich verankerte religiöse Feiertage nicht gegen Menschenrechte verstoßen. Denn Religionsfreiheit bedeutet auch, dass ich die Freiheit habe, mich bestimmten Religionen nicht anzuschließen und deren Traditionen und Riten nicht zu praktizieren. Wie kann jemand mir dann das Tanzen an religiösen Feiertagen verbieten?

Veröffentlicht von Daniel Sanghoon

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