Das ist doch nicht so schlimm!

Auf Facebook schreibt eine Nutzerin an Edeka wegen einer rassistischen Geburtstagskarte, die in einem Edeka-Geschäft in Kaiserlautern verkauft wurde.

Auf der Karte ist die Zeichnung einer gelb angemalten Maus zu sehen, die ihre Augen zu Schlitzaugen hochzieht.

Während Edeka eigentlich recht positiv reagiert, sich entschuldigt und die Karte aus dem Handel nimmt, sind einige Kommentare unter dem Post nicht ganz so positiv.

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Die Migrantisierung des Ostens

Ich lese heute den Artikel »Ost-Identität: Unsere Herkunft ist kein Makel« auf ZEIT Online (Artikel vom 07.08.2019, abgerufen am 30.08.2019). Allein die Überschrift löst in mir sofort ein Gefühl des Verstehens für offenbar geteilte Erfahrungen aus.

Beim Lesen beschleicht mich das Gefühl, dass wir es geschafft haben, den Osten Deutschlands (natürlich mit Ausnahme von Berlin) zu migrantisieren (alle folgenden Zitate stammen aus oben genanntem Artikel, wenn nicht anders vermerkt):

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Germans unite?

Der Anlass war schlimm: ein Massaker in Neuseeland an 50 Muslime durch einen weißen Terroristen.

Was danach folgte, war das herausragende Beispiel eines Landes, mit einer solchen Tragödie umzugehen. An der Spitze die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern, die eine bemerkenswerte Empathie für die Hinterbliebenen der Opfer zeigt, die Muslime ihres Landes als Teil ihres Landes einbindet und gleichzeitig rigoros die Waffengesetze verschärft.

Und Menschen, die aus Solidarität mit den Hinterbliebenen ein Kopftuch überziehen, gemeinsam einen Haka (traditionellen Maori-Tanz) tanzen und als Neuseeländer zusammenstehen. Schöne Bilder, die wir zurzeit im Fernsehen oder in den Social Media sehen.

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Politisch neutral?

Der Basketball-Kommentator André Voigt besucht das Fußballländerspiel zwischen Deutschland und Serbien. Dabei fallen ihm drei Zuschauer mit ihren rassistischen Äußerungen auf. Als er die drei darauf anspricht, erlebt er, wie die anderen Zuschauer um sie herum sich entweder auf die Seiten der Rassisten schlagen oder einfach nur unbeteiligt stumm bleiben.

Nachdem ich auch das im Artikel verlinkte Video gesehen und gehört habe, kommt mir im Nachgang folgender Gedanke:

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Zwischen den Zeilen: Wir sind selbst Schuld, wenn die AfD eines Tages Regierungspartei wird

Werte müssen gelebt werden.
Wer sie für selbstverständlich hält, lässt möglicherweise zu, dass Menschen unsere Werte Tröpfchen für Tröpfchen aushöhlen.

Bis eines Tages eine Partei wie die AfD in der Regierung sitzt.

«Wer wissen möchte, was passiert, wenn man eine rechte Partei gewähren lässt und zudem mit Aufmerksamkeit überschüttet, muss nur nach Österreich schauen. Die ultrarechte FPÖ schlug in ihren Anfängen einen ähnlichen Weg wie die AfD ein: Absolute Provokation, rechte Propaganda, gezielte Rattenfängermethodik, und das jahrelang. Irgendwann gelang es ihr, die Oppositionsführung im Parlament zu übernehmen. Jetzt, nach 12 Jahren, regiert sie mit. Die demokratischen, sozialen Parteien in Österreich stehen im Abseits.»

Quelle: „Die SPD hat die fatalste Entscheidung für die Zukunft Deutschlands getroffen“, ze.tt, 04.03.2018, abgerufen am 05.03.2018

Wenn die AfD eines Tages in der Regierung sitzt, dann deswegen, weil die Wähler*innen in Deutschland das so wollen.

Es gibt genügend Berichte über die Taktik der AfD.
Es gibt genügend Beispiele für den Hass der AfD.
Es gibt genügend Berichte über Political Framing.

Denn im Gegensatz zu Nordkorea können sich hier alle, die wollen, ausreichend über die AfD und die Rechten informieren.

Niemand wird dazu gezwungen, die AfD zu wählen.

Niemand wird hier einer „Gehirnwäsche“ unterzogen.
Wobei ich immer mehr lerne und verstehe, wie tief political framing in das Unterbewusstsein von Menschen wirkt. So tief, dass sie nicht mal merken, dass viele mit ihrer Einstellung und Rhetorik der AfD und anderen Rechten in die Hände spielen.

Und wer meint, aus sogenanntem Protest die AfD zu wählen, sagt im Grunde, die Verhältnisse unter den anderen Parteien sind schlimmer als alles, was die AfD machen könnte. Damit wird im Grunde das, wofür die die Rechten stehen, verharmlost.

Der SPD die Schuld zu geben, bedeutet, den Wähler*innen jegliche Verantwortung zu nehmen. Denn wir sind nicht nur passive Wähler*innen. Eine Demokratie lebt vom Mitmachen. Wenn uns die angebotenen Alternativen nicht gefallen, dann müssen wir halt selbst aktiv werden und eine andere „Alternative“ schaffen, sei es in Form neuer Bewegungen und Parteien (mein Favorit ist im Moment Demokratie in Bewegung; schaut es euch mal an), sei es, indem wir einer der bisherigen Parteien beitreten und dort unsere Stimme erheben.

Und dazu müssen wir unsere demokratische Kompetenz trainieren. Drei Faktoren sind dabei wichtig:

1. Wissen:

  • Wie funktioniert Politik?
  • Wie arbeiten Parteien?
  • Was wollen Parteien?

2. Einstellung:

  • Für welche Werte stehe ich und wie äußert sich das?
  • Wie will ich leben?
  • Wie positioniere ich mich?

3. Fähigkeiten:

  • Wie beteilige ich mich?
  • Wie kommuniziere ich meine Werte, meine Ziele?
  • Wie gewinne ich Wähler für meine Ideen?

Es ist nicht so, dass die deutschen Parteien all diese drei Faktoren gleich gut beherrschen. Doch nur mit dem Finger auf die SPD und andere Parteien zu zeigen, ist zu wenig. Was tun wir selbst, damit in Deutschland wieder eine bessere Politik stattfindet?

Nach dem 2. Weltkrieg wollten viele in Deutschland nicht gewusst haben, was die Nazis verbrochen haben. Diese Ausrede haben wir nicht.

Nein, wenn die AfD eines Tages Regierungspartei wird, dann müssen wir uns eingestehen, dass ein großer Teil der deutschen Gesellschaft das so will.