Mehr Bildung würde helfen, Rassismus zu begreifen

Die Süddeutsche Zeitung online berichtet heute von einer Anti-Rassismus-Kampagne der IG Metall Bremen: „Umstrittene Kampagne der IG Metall Bremen – Gut gemeint. Nicht gekonnt?“
Das dabei verwendete bildliche Motiv, das schon 25 Jahre alt sei, hat im Internet wohl massive Kritik hervorgerufen. Eine Kritik, die der Geschäftsführer der IG Metall Bremen offenbar nicht nachvollziehen kann.

„Früher sei es ganz oft benutzt worden, sagt Stahmann“

Solche Aktionen zeigen leider nur zu deutlich, dass selbst Menschen, die sich gegen Rassismus engagieren wollen, immer noch nicht richtig verstanden haben, was Rassismus eigentlich ist.

1. Was die Menschen vor 25 Jahren vielleicht noch nicht gewusst haben: es gibt nur eine menschliche Art, nämlich den Homo sapiens. Bislang konnte nicht der Nachweis erbracht werden, dass es unterschiedliche Menschen“rassen“ gibt. Im Gegenteil: Jeder Mensch ist genetisch so einzigartig, dass Wissenschaftler keine sinnvolle Klassifizierung vornehmen können.

2. Die Darstellung von Menschen als gelbe oder rote Menschen ist eine Erfindung von „weißen“ Europäern. Und warum? Um sich abzugrenzen als was Besseres (Stichwort: „Herrenrasse“). Um Apartheid zu begründen. Um die christliche Missionierung anderer Länder zu rechtfertigen.
Kein Asiate oder asiatisch-stämmiger Mensch, den ich kenne, bezeichnet sich selbst als gelben Menschen. Im Gegenteil: diese Art der Kategorisierung wird eher als erniedrigend und diskriminierend empfunden.

3. Das Hervorheben vermeintlich äußerlicher, körperlicher Merkmale zur Kategorisierung von Menschengruppen verhindert, dass meine Mitmenschen den Deutschen in mir sehen. Diese Überzeugung „Man SIEHT doch, dass du kein Deutscher bist!“ führt dann auch immer zur Frage „Woher kommst du denn eigentlich her?“, die für mich nichts anderes bedeutet als „Ich bin ja so tolerant und offen, dass ich mich für dich und andere Kulturen interessiere, aber schwarze Deutsche oder Deutsche mit ‚Schlitzaugen‘ kann es ja nicht geben, weil wir Deutschen ja eine weiße Rasse sind und man doch deutlich sehen kann, dass du zu einer anderen Rasse gehörst!“.
Sprachkenntnisse, Bildungsgrad, berufliche Kompetenzen oder Religion, die ja angeblich entscheidend für eine erfolgreiche Integration seien, spielen in diesen Situationen absolut keine Rolle. Und Motive wie das von der IG Metall Bremen gewählte zementieren diesen Zustand.

Wer wirklich verstanden hat, dass es keine unterschiedlichen „Rassen“ gibt, der fängt auch an aufzuhören, Menschen nach ihrem Äußeren zu beurteilen.
Aber es ist wohl einfacher, den Menschen beizubringen, dass die Erdbeere eine Nuss ist, als dass es nur eine menschliche Rasse gibt.

Was wiederum verdeutlicht, dass Rassismus zunächst einmal eine Frage der Bildung und weniger eine Frage der Einstellung ist.

Mein Fazit:
Der Begriff „Rassismus“ beschreibt ein menschliches Verhalten.
Der Begriff „Rassist“ beschreibt eine bewusst gewählte Haltung.

Der Geschäftsführer der IG Metall Bremen ist mit Sicherheit kein Rassist. Aber das von seiner Organisation gewählte Motiv war, ist und bleibt rassistisch. Und wenn Herr Stahmann das verstehen will, hilft nur eines: Bildung.

P.S.: Diesen Artikel habe ich spontan und per Handy geschrieben. Daher kann es sein, dass ich später noch ein paar Links einfügen werde.

Veröffentlicht von Daniel Sanghoon

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