In DIE ZEIT erschien ein guter Artikel über eine Sache, die eigentlich selbstverständlich sein sollte. Frauen und Männer sind nicht in erster Linie Frauen und Männer, sondern Menschen. Entsprechend sollten wir meiner Meinung nach Menschen auch immer erst als Menschen betrachten und nicht als Frauen und Männer, Deutsche und Migranten, Weiße und Schwarze, Behinderte und Nichtbehinderte, und so weiter und so fort.
„Denn weibliche und männliche Eigenschaften gibt es sehr wahrscheinlich gar nicht. Wohl aber gibt es eine Idee von Weiblichkeit und eine Idee von Männlichkeit, und diese Ideen ändern sich über die Epochen.“
Quelle: Miss Verstanden, ZEIT online, 01.03.2013, S. 3
„Dabei ist die Gruppe der Frauen viel zu heterogen, um allgemeine Behauptungen aufzustellen.“
Quelle: Miss Verstanden, ZEIT online, 01.03.2013, S. 4
Während der ZEIT-Artikel sich allein mit der Betrachtungsweise von Frauen beschäftigt, stecken dahinter allgemeine Verhaltens- und Betrachtungsmuster. Denn analog dazu lassen sich viele Textstellen auch auf andere vermeintliche gegensätzliche Gruppen anwenden:
Europäische und asiatische Eigenschaften im biologischen Sinne gibt es sehr wahrscheinlich gar nicht. Wohl aber gibt es eine Idee von Asiatischsein und eine Idee von Europäischsein…
Dazu eine Anekdote aus meiner Schulzeit:
Als ich in den späten 1980er Jahren ein Schülerpraktikum bei der Stadt machte und eine Mitarbeiterin der RAA bei einem Schulbesuch begleitete, erzählte mir ein Lehrer:
„Viele deutsche Eltern wünschen sich asiatische Freunde für ihre Kinder.“
Auf meine überraschte Frage nach dem Warum antwortete er mit einem Augenzwinkern:
„Die Asiaten seien ja alle so intelligent, fleissig, strebsam, gehorsam. Und die Eltern erhofften sich, dass sich das auf ihre eigenen Kinder abfärben möge.“
Ich dachte nur: Mein Gott, ich bin genauso faul und intelligent wie alle anderen auch.
Ich habe vielleicht nur strengere Eltern…
Generell sollte (analog zum zweiten Zitat von oben) immer gelten:
Dabei ist die Gruppe der Asiaten/Migranten/Türken/etc. viel zu heterogen, um allgemeine Behauptungen aufzustellen.
Unabhängig davon ist es grundsätzlich problematisch, Menschen nur nach ihrem äußeren Erscheinungsbild zu beurteilen („man sieht ja, dass du kein Deutscher bist“). Als ob allein mein Aussehen etwas über Bildung, Sprachkenntnisse, Kompetenzen, Gesetzestreue oder Loyalitäten (Stichwort Doppelte Staatsangehörigkeit) aussagen würde.