Als ich anfing, mich mit dem Thema »Menschenrassen« zu beschäftigen, ging es mir in erster Linie darum, dem Rassismus die Grundlage zu entziehen und zu zeigen, dass »der Glaube an Menschenrassen« auf falschen Annahmen beruht. Dabei beruhten meine Funde auf Erkenntnisse auf die Frage, ob gravierende genetische Unterschiede zwischen den Menschen bestehen und worin sie bestehen, ob z. B. die Hautfarbe ein relevantes Merkmal sei.
Während also die einen Wissenschaftler untersucht haben, worin wir uns unterscheiden, sind andere Wissenschaftler in die andere Richtung gegangen und haben sich mit der Frage beschäftigt, was uns alle genetisch verbindet und was das über unsere Herkunft aussagt.
2005 haben die US-amerikanische National Geographic Society und IBM in Kooperation mit der University of Arizona das Genographic-Projekt gestartet. Das Projekt ist »eine auf fünf Jahre angelegte anthropologische Studie mit dem Ziel, die historischen Wanderungsbewegungen der Menschheit zu kartieren.« Dazu wurden inzwischen DNA-Proben von über 600.000 Menschen aus allen fünf Kontinenten gesammelt. Über die Untersuchungsmethode schreibt die Wikipedia: »Man nutzt genetische Marker auf der mitochondrialen DNA (HVR1) und auf dem Y-Chromosom (12 Microsatelliten Marker und Haplogruppen-SNPs), um den Verwandtschaftsgrad in maternaler Linie zu bestimmen.«
Die Methode beruht auf der Erkenntnis, dass, obwohl die DNA von Generation zu Generation immer weiter kombiniert wird (jeder Mensch erhält zur Hälfte die Gene seiner Mutter und die Gene seines Vaters), Teile des DNA-Strangs trotzdem auch über die Generationen hinaus unverändert weitergegeben werden:
»When DNA is passed from one generation to the next, most of it is recombined by the processes that give each of us our individuality. But some parts of the DNA chain remain largely intact through the generations, altered only occasionally by mutations, which become genetic markers. These markers allow geneticists to trace our common evolutionary time line back many generations.
Different populations carry distinct genetic markers. Following the markers through the generations reveals a genetic tree on which today’s many diverse branches can be followed backwards to their common African root.«
[Quelle: National Geogrpahics: The science behind]
Die bis 2009 gewonnenen Ergebnisse flossen in die Dokumentation »Der Stammbaum der Menschheit« (Originaltitel: The Human Family Tree) ein, in der anhand von einzelnen Personen die Entwicklungsgeschichte der Menschheit in den letzten rund 200.000 Jahren dargestellt wird. Und das ist eine sehr faszinierende Geschichte.
Ich hoffe sehr, dass dieses Wissen fester Bestandteil in unserer Schulbildung wird, so dass in Zukunft Generationen von Menschen heranwachsen mit dem Wissen, dass wir Menschen alle dieselben Wurzeln haben und der Glaube an unterschiedliche „Menschenrassen“ als reiner Aberglaube entlarvt wird.