Immer wieder stoße ich auf die Mär von den deutschen Sozialleistungen, die Menschen aus anderen Ländern so attraktiv fänden, dass sie genau deswegen nach Deutschland kämen.
Aufgrund meiner Erfahrungen mit Koreanern kann ich folgendes dazu sagen:
Keine Sau in Korea hat auch nur einen Funken Ahnung, wie das deutsche Sozialsystem funktioniert. Die Attraktivität von Deutschland oder seinen Reichtum lesen die Koreaner an etwas anderem ab.
Wenn Koreaner das erste Mal nach Deutschland kommen, landen sie für gewöhnlich am Frankfurter Flughafen. Steigen sie dort aus, bekommen die meisten erst einmal einen Schock: Fast alle Taxi-Fahrer fahren einen Mercedes!
Ich wiederhole: Einen MERCEDES!! Möglicherweise noch eines der neueren Modelle!
Warum ist das so schockierend?
In Korea fahren nur Millionäre, wahrscheinlich eher noch Milliardäre einen Mercedes. So ein Fahrzeug zu importieren und zu bezahlen kann sich der gewöhnliche Durchschnittsmensch nicht leisten. Ein Mercedes ist in vielen Ländern ein Luxusgut in der Kategorie einer Yacht. Erst recht für einen Taxi-Fahrer.
Und dann kommen die Koreaner nach Deutschland und sehen, dass ein einfacher Taxi-Fahrer, möglicherweise sogar einer mit Migrationshintergrund(!), einen Mercedes fährt.
Welche Vorstellungen, bitte schön, werden sich wohl in den Köpfen der Koreaner festsetzen? Hier in Deutschland kann jeder reich werden, so reich, dass er sich einen Mercedes leisten kann. Sogar Menschen mit sogenanntem Migrationshintergrund.
Ernsthaft, in diesem Moment denkt kein Koreaner an deutsche Sozialleistungen.
Und wenn dann mal Koreaner frohen Mutes nach Deutschland auswandern sollten, stellen sie fest, so einfach ist das mit dem Reichtum hier doch nicht. In den 1980er Jahren dachte ein Cousin von mir, in Deutschland gäbe es keine Arbeitslosigkeit, dachte, ich wolle ihn veräppeln, als ich ihm davon erzählte… Und genau da landen sie möglicherweise, in der Arbeitslosigkeit. Und lernen erst dann das deutsche Sozialsystem kennen.
Und ich bezweifle, dass sie mit diesem System viel Freude haben und ihren Verwandten in Korea erzählen, wie toll deutsche Sozialleistungen seien. Möglicherweise verschweigen sie sogar aus Scham, dass sie Sozialleistungen beziehen.
Wer einmal geblendet ist vom deutschen „Reichtum“, der kommt nach Deutschland, weil er denkt, auch er könne bald einen Mercedes fahren (als Synonym fürs Reichwerden).
An deutsche Sozialleistungen denkt niemand.
Nur Deutsche, die ihr deutsches Sozialsystem für das Non plus ultra halten, weil sie es wahrscheinlich selbst nie in Anspruch nehmen mussten.
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