Gestern griff ich in der Grabbelkiste zu Lothar Seiwerts Buch »Ausgetickt – Lieber selbstbestimmt als fremdgesteuert. Abschied vom Zeitmanagement«. Dabei reizte mich weniger das Wort Zeitmanagement als das Wort fremdgesteuert. Denn wenn ich mir die Klagen der sogenannten »Migranten« ansehe, dass lassen sich diese »Klagen« durchaus auch unter dem Begriff »fremdgesteuert« zusammenfassen.
Integration: Wohin geht die Reise?
Zwischen Salad Bowl und Melting Pott.
Vor kurzem erschien ein Meinungsartikel meines Freundes Kamuran Sezer vom Futureorg Institut für angewandte Zukunfts- und Organisationsforschung im Tagesspiegel mit dem Titel »Türke mit deutschem Pass – was sonst?«. Ich merke an solchen Integrationsdebatten immer, dass (unbewusst) unterschiedliche Konzepte von Integration aufeinanderprallen, ohne dass vorher geklärt wird, wer welches Modell vertritt.
Auf Du und Du
Eine Freundin von mir bemerkte letztes Jahr auf der Maigedenkfeier: Es sei doch irgendwie komisch, dass wir, die 2. Generation uns in Gegenwart der 1. Generation immer noch als Jugendliche bezeichnen und die 1. Generation als Erwachsene. Vor allem, da wir ja selbst schon Ende 30, Anfang 40 und bereits mit eigenen Kinder gesegnet sind. Ich musste ihr schmunzelnd zustimmen, denn auch ich bin in Gegenwart der 1. Generation immer noch eingeschüchtert.
Rassistisch handeln und doch kein Rassist sein?
Kann jemand eine rassistische Handlung begehen, obwohl er kein Rassist ist? So müsste die Frage lauten, betrachtet man rückblickend den Trubel um ein Wahlplakat der Grünen in Kaarst, das den nackten Po einer schwarzen Frau im Griff von zwei weißen Frauenhänden zeigte.
Ist das Rassismus und Sexismus? Wie das Feedback zum Plakat zeigt,wird es als rassistisch und sexistisch wahrgenommen. Dass es ausgerechnet ein Plakat der Grünen ist, denen eigentlich keiner so etwas zugetraut hätte, macht die Betroffenen umso bestürzter.
Nordkorea öffnet seine Grenzen?
Das heute-journal meldete am Ende seiner Sendung, dass Nordkorea seine Grenzen öffnen würde. Die Nachricht hatte selbst beim Moderator noch für Fragezeichen gesorgt, so frisch war die Meldung, dass noch keine Expertenmeinung mitgeliefert wurde. Liest man die Schlagzeile bei Reuters, relativiert sich die Aussage recht schnell. „Reopen“ bedeutet meiner Ansicht nach nichts weiter, als dass der alte Status Quo wiederhergestellt wird.
Bevor der im letzten Jahr neu gewählte rechtskonservative südkoreanische Präsident Lee Myung-Bak wieder einen härteren Kurs gegen Nordkorea einschlug, konnten südkoreanische Bürger Nordkorea besuchen. Dabei handelte es sich lediglich um organisierte und festgelegte Touren, aber immerhin. Ein Erfolg des lieberalen Präsidenten Roh Moo-hyun, der im Mai diesen Jahres Selbstmord beging. Freie Besuche ohne Genehmigung der südkoreanischen Behörden nach Nordkorea waren aber für südkoreanische Bürger meines Wissens nie erlaubt und wurden und werden nach wie vor streng geahndet. Die Öffnung der Grenze galt nur einseitig für Südkoreaner und nicht auch für Nordkoreaner.
Die Verschärfung des Tons auf offizieller südkoreanischer Seite sowie die Enttäuschung über die bisherige Politk Obamas, der sich bis dato zu Nordkorea kaum geäußert hatte, haben wiederum zum verstärkten Säbelrasseln auf nordkoreanischer Seite geführt, das schließlich im Atomwaffentest im Mai 2009 seinen traurigen Höhepunkt fand.
Der Besuch Bill Clintons, der zur Freilassung von zwei US-amerikanischen Journalistinnen geführt hatte, hat mit Sicherheit einiges kompensiert, was Nordkorea bis dahin an Aufmerksamkeit oder Achtung vermisst hatte. Die Wiederöffnung seiner Grenzen werte ich als nordkoreanischen Versuch, den Dialog mit den USA wieder aufzunehmen.
P.S. Während des Schreibens trudeln so langsam die ersten Artikel zur Nachricht ein:
AFP: NKorea agrees to resume inter-Korean tours, family reunions
REUTERS: North Korea to reopen border with South: KCNA
REUTERS: North Korea border agreement with South, 16.08.2009
REUTERS: Q+A: What is behind North Korea’s conciliatory moves? 17.08.2009
BBC: N Korea eases South tourism rules, 17.08.2009